Karina von Keitz
Wie bekomme ich eine tolle Beziehung?
Ich hatte schon einige Beziehungen. Gute und weniger gute. Romantische, explosive – und was Langweiliges, halbgares war auch schon dabei. Wenn ich mich so im Bekanntenkreis umschaue, sehe ich neben viel tollen Beispielen auch Schlechte. Da stellt sich die Frage: Warum laufen manche Beziehungen super – während andere eine einzige Katastrophe sind? Was macht den Unterschied aus zwischen Top oder Flop? Bin ich beziehungsunfähig? Nicht liebenswürdig genug? Zu nett? Zu wählerisch? Treffe ich immer auf die Falschen? Habe Pech mit den Männern? Ziehe ich Machos oder Diven an? Oder ist es gar wie in dem Spruch: „Männer sind wie öffentliche Toiletten: Belegt – oder besch…“?
Diesen Satz habe ich interessanterweise just an dem Tag gehört, an dem ich meinen Mann kennengelernt habe. Ich war auf einer Dienstreise und habe mich mit ein paar Kolleginnen im besten Alter über das Mysterium unterhalten, dass die meisten in unserer Runde Single sind. Obwohl wir eigentlich alle wie man bei uns auf dem Dorf sagt „in die Welt passen“ und „keinen ernst zunehmenden Dachschaden haben“? Das war vormittags. Nachmittags habe ich den tollsten Mann der Welt im Zug kennengelernt – und ihn mittlerweile geheiratet.
Aber: Wie kommt es, dass diese Beziehung (zumindest an 28 Tagen im Monat) einfach nur gut läuft – während andere in der Vergangenheit nicht so gut gelaufen sind? Was ist jetzt anders? Ganz einfach: Wir haben BEIDE von Anfang an in einer anderen Beziehungsliga gespielt - in der Königsklasse!

Was macht die Königsklasse aus?
In der Königsklasse geht es uns nicht um uns selbst – es geht uns um unseren Partner. Wir wollen, dass der für uns tollste Mensch auf Erden glücklich ist. Wir sind überzeugt davon, dass wir mit dem tollsten Menschen auf Erden zusammen sind und suchen lieber nach Belegen für die Großartigkeit des anderen statt nach seinen Schwächen. Wir freuen uns dran, wenn der andere wächst und sich weiterentwickelt. Wir tun alles für den anderen - ohne im Gegenzug irgendetwas zurückzuwollen. Einfach nur, weil wir den anderen Menschen so unglaublich gerne haben. Dabei stellen wir uns Fragen wie:
Was habe ich für ein Glück, so einen Menschen getroffen zu haben? Was kann ich tun, um meinem Partner eine Freude zu machen? Um ihm zu zeigen, wie sehr ich ihn liebe? Was ist ihm wichtig?
Eine Beziehung in der Königsklasse bedeutet auch: Ich liebe jemanden – egal, was (von ihm) kommt. Auch, wenn´s mal ruckelig ist, wenn Beziehungsstürme aufziehen und wenn er nicht gut drauf ist. Sprich: Ich liebe jemanden von ganzem Herzen - auch, wenn ich Gefahr laufe, schwer enttäuscht zu werden oder gar das Herz gebrochen zu bekommen. Jeder, der schon einmal so richtig das Herz gebrochen bekommen hat, kennt dieses schmerzhafte Gefühl.
Auch ich habe schon die Erfahrung gemacht. Meine erste große Liebe. Als Scheidungskind war er fest davon überzeugt, dass Beziehungen sowieso nicht halten – und man mit jemandem so lange zusammen ist, wie es einem „in den Kram passt“. Und ich? Aufgewachsen in einer heilen Beziehungs-Welt bei Eltern, die eine Bilderbuch-Ehe geführt und sich abgöttisch geliebt haben, war ich mit zarten 17 fest entschlossen, ihm zu beweisen, dass es die große Liebe tatsächlich gibt. Das konnte nicht gut gehen. Und so hat mir meine erste große Liebe das Herz gebrochen. Nicht einmal. Nicht zweimal. Nein: DREI MAL! Bei der dritten Trennung hat er mir nur lapidar erklärt:
Warum wunderst du dich? Du weißt doch wie ich bin!
Ich muss zugeben: Da hatte er eigentlich Recht. Statt zu erkennen, dass das mit uns nicht passt, habe ich mir vorgenommen dafür zu sorgen, dass mir NIE wieder jemand das Herz brechen kann. Frei nach dem Motto: Wer mein Herz nicht bekommt, kann es mir auch nicht brechen. So die einfache, aus heutiger Sicht naive Gleichung!

Warum hat die Beziehung nicht funktioniert? Neben der Tatsache, dass wir vollkommen unterschiedliche Werte hatten, lag es vor allen Dingen daran, dass wir in unterschiedlichen Beziehungs-Ligen unterwegs waren. Während ich gedacht habe, wir spielen in der Königsklasse – war sein Invest eher Mittelklasse. Wer eine Beziehung als temporäres Ereignis sieht, gibt nicht alles. Die Königs-Klasse funktioniert nur dann gut, wenn früher oder später beide bereit sind, mitzuspielen und alles für den anderen zu geben.
Die Beziehungs-Mittelklasse
Was meine ich mit der Beziehungs-Mittelklasse? Wer in der Beziehungs-Mittelklasse spielt, spielt auf Sicherheit. In Beziehungen der Mittelklasse ist der unausgesprochene Deal: Du bekommst, was du willst – so lange wie ich das bekomme, was ich will. Oder wenn´s mal nicht so läuft: Wenn ich nicht bekomme, was ich will – dann bekommst du auch nicht, was du willst. Oft geht die Beziehung einher mit dem Gefühl
So 100%ig will ich dir lieber nicht über den Weg trauen … dann werde ich auch nicht enttäuscht“.
Tony Robbins bezeichnet diesen Beziehungs-Level als Kuhhandel. Liebe ist dann in gewisser Weise käuflich. Eine Beziehung nach dem Motto „so lange ich etwas von dir bekomme, gebe ich dir auch was“ ist also keine bedingungslose Beziehung und keine bedingungslose Liebe.
Die Tiefen der Holzklasse
Was fehlt noch in der Triologie der Beziehungslevels? Level 1 – ich nenne es die Holzklasse der Beziehungen. Hier geht’s uns vor allen Dingen darum, dass wir unsere eigenen Bedürfnisse erfüllt bekommen – und der andere ist eher Mittel zum Zweck. Das haben wir beispielsweise, wenn es uns bei einer Beziehung am Anfang eher darum geht, jemanden rumzubekommen – als um die Person selbst. Weil´s gut für unser Ego ist. Wenn wir das Jagd-Ziel erreicht haben und mit der Trophäe nach Hause gehen wird’s über kurz oder lang oft fad. Andere Abwandlungen der Holzklasse sind Beziehungen, bei dem es vor allen Dingen um materielle Aspekte geht. Oder Beziehungen, die wir eingehen, weil wir „nicht alleine sein können“. Selbst wenn wir eine Beziehung haben mit jemandem, den wir vor allen Dingen umkrempeln und verbessern wollen, ist oft nur Level 1 im Spiel. Bei näherer Betrachtung müssen wir uns eingestehen, dass selbst das vordergründige „ich helfe jemandem“ vor allem unserem eigenen Ego hilft – aber nicht unbedingt unserem Partner.
In der Holzklasse kreisen unsere Fragen eher um Themen wie:
Was kann mein Partner für mich tun? Warum macht er nicht xyz? Warum ist er nicht wie Person x?
Wir suchen nach Fehlern beim Partner und schielen nach anderen potentiellen Partnern, die uns attraktiver erscheinen. Langfristig wird’s bei dieser Art von Beziehung schwierig.
Und auch ich muss an dieser Stelle kleinlaut zugeben: Ja, ich war auch schon in der Holzklasse unterwegs. Wer sich vor Enttäuschungen oder einem gebrochenen Herz schützen will, ist hier gut aufgehoben. Wer eine langfristige Beziehung will, sollte lieber die Finger davonlassen – früher oder später gerät das System meist in Schieflage. Entweder fühlt sich einer von beiden ausgenutzt. Man wird gelangweilt, weil man sein Ziel, den anderen zu knacken erreicht hat und ihn dann langweilig findet. Oder: Das Objekt der Optimierungs-Begierde will sich schlicht und einfach nicht mehr verbessern lassen und rebelliert.
Mein Game-Changer
Wie habe ich es von der Holzklasse in die Königsklasse geschafft? Ich habe eine Entscheidung getroffen! Nach ein paar gescheiterten Beziehungen und mehr oder weniger ernstzunehmenden Geplänkel habe ich irgendwann für mich beschlossen: Ich will keine halben Sachen mehr. Wenn ich wieder eine Beziehung eingehe – dann entweder ganz oder gar nicht. Nie wieder das Motto „lieber irgendeine Beziehung als ewig Single sein“. Entweder bin ich mit jemandem zusammen, der für mich „der tollste Mann der Welt“ ist – oder mit gar keinem.
Ja, natürlich habe ich in Singlezeiten teilweise ganz schön gelitten und gezweifelt. Aber: Das Warten hat sich gelohnt: Ich durfte MEINEN tollsten Mann der Welt heiraten!

Wie komme ich nun in die Königsklasse?
Die tolle Nachricht: Jeder kann von der Holzklasse in die Königsklasse kommen – wenn er wirklich will und bereit ist, an sich zu arbeiten. Der Weg ist allerdings keine Einbahnstraße: Eine anfänglich tolle Beziehung kann irgendwann auch abdriften in die Holzklasse wenn wir nicht aufpassen und nicht bereit sind, uns um eine schöne Beziehung zu bemühen. Und ein kleiner Trost: Niemand ist permanent nur in der Königsklasse unterwegs. Mit all unseren kleinen Schwächen driften wir gerne mal in niedere Gefilde ab wenn´s mal nicht so läuft.
Wie aber komme ich von der Mittelklasse zur Königsklasse? Der Weg in die Königsklasse ist gepflastert mit Mut, Risikofreude, Vertrauen und Geduld. Oder anders ausgedrückt:
Ne echte, tiefgehende Beziehung ist nix für Liebes-Schisser!
Schon oft habe ich von Menschen, denen das Herz nach allen Regeln der Kunst gebrochen wurde, den Satz gehört „das passiert mir nie wieder“. Wer nicht (mehr) an die große Liebe glaubt und in der Partnerschaft nicht viel von sich preisgibt – dem kann man auch so schnell das Herz brechen. Der kann aber auch nicht das Glück der großen Liebe erfahren und bleibt auf ewig Beziehungs-Mittelklasse. Es braucht also ein wenig Mut, die schlechten Erfahrungen hinter sich zu lassen. Und das Risiko zu akzeptieren, dass man enttäuscht wird. Aber: Nur wer die Gefahr eingeht, sich das Herz von jemandem brechen zu lassen, jemanden von tiefstem Herzen liebt und dem anderen voll vertraut – der kann auch in der Königsklasse spielen. Daneben braucht es Geduld – egal ob Single, oder in einer Beziehung, die man auf ein neues Level bringen will. Zum einen braucht man Geduld mit sich selbst. Nach schlechten Erfahrungen dauert es seine Zeit, bis man Vertrauen in sich und andere entwickelt. Bis man sich wieder traut. Wer Single ist, braucht die Geduld auf den Menschen zu warten, mit dem man in der Königsklasse spielen will – und mit dem man es auch tatsächlich kann.

Wer schon in einer Beziehung ist – und die Beziehung auf ein neues Level bringen will, der braucht auch Geduld. Denn: Das Kernstück einer tollen Beziehung in der Königsklasse ist Vertrauen. Wer seinem Partner häufiger verletzt hat, der bekommt tiefes Vertrauen nicht einfach so geschenkt weil man sich mal bemüht. Man muss dauerhaft der liebenswerte Partner sein, dem man vertrauen kann.
Wer die Beziehung auf ein neues Level bringen will, muss also zunächst einmal in Vorleistung gehen. Sozusagen als gutes Beispiel vorangehen. Wir müssen uns ständig bemühen und unserem Partner immer wieder zeigen, dass er für uns der tollste Mensch auf der Welt ist. Und das auch so meinen. Dann stehen die Chancen gut, dass unser Partner nachzieht – weil es plötzlich so schön ist, dass er gar nicht anders kann. Wer Mut, Vertrauen und Geduld aufbringt und dann auch noch bereit ist, in Liebes-Vorleistung zu gehen – der hat das beste Zeug, demnächst auch in der ersten Beziehungs-Liga mitzuspielen. Und sich so eine erfüllende, glückliche Beziehung aufzubauen. Es lohnt sich!
Deine Karina
Fragen & Anregungen für deinen Alltag:
1. Selbst-Reflexion: In welcher Beziehungs-Klasse bewege ich mich meistens?
2. Blickwechsel: Ist meine Partner für mich der tollste Mensch auf der Welt? Wenn nein: Gibt es vielleicht Hinweise aus dem Alltag, dass mein Partner vielleicht doch der tollste Mensch auf der Welt sein könnte?
3. Auf dem Weg zur Königsklasse: Was kann ich tun, um meinem Partner zu zeigen, dass er für mich der tollste Mensch auf der Welt ist? Was kann ich tun, um meinen Partner glücklich zu machen?
4. Für Singles: Wo in meinem Umfeld finde ich Belege und leuchtende Beispiele dafür, dass es sich lohnt, auf einen Partner zu warten mit dem ich in der Königs-Klasse spielen kann?
PS: Die Liste an Themen rund um schöne Beziehungen ist UNENDLICH lang. Was interessiert dich sonst noch? Schicke mir deine Fragen und Themen-Vorschläge für den nächsten Blogpost zum Thema Beziehungen einfach an hello@karinavonkeitz. Bis dahin: Bleibt am Ball!
PPS: Dieser Text basiert auf dem Model „Die drei Stufen der Beziehung“ von Tony Robbins, meinen Erfahrungen aus Coachings und – wie sollt es anders sein: Meinen persönlichen Erfahrungen